Verlobung Bedeutung, wie in vergangenen Zeiten, so bedeutet die Verlobung auch heute ein ernsthaftes Eheversprechen. Zwei Menschen entscheiden sich, in guten wie in schlechten Zeiten füreinander da zu sein und ihr Leben miteinander zu teilen. Diese Entscheidung ist ein schöner Grund, um zu feiern. Und die Gestaltungsmöglichkeiten sind mannigfaltig. Als eine Verlobung vor allen Dingen die Besiegelung vertraglicher Absprachen war – Aussteuer, Mitgift, Brautpreis und Erbschaftsangelegenheiten im Vordergrund standen, verhandelt und beschlossen wurden – und sich die Verlobten aus diesem Anlass und in dieser Zeit zum ersten Mal trafen, waren die Traditionen und Rituale, die mit der Verlobungszeit einhergingen, zumeist klar umrissen.
Heute, da Verlobungen aus Liebe geschlossen werden und keine rigiden gesellschaftlichen Konventionen mehr auf den Verlobten lasten, ist eine Verlobung zwar eine ernsthafte, aber dennoch heitere Angelegenheit. Es gibt viele Möglichkeiten, Bekannten, Freunden und der Familie mitzuteilen, dass man einander heiraten will. Hat man Freude daran, das Eheversprechen traditionell und stilvoll zu gestalten, so stattet der Bräutigam den Brauteltern einen Besuch ab, formvollendet zur sonntäglichen Empfangsstunde zwischen 11 Uhr 30 und 12 Uhr 30, elegant gekleidet und ohne Blumen. Soll es weniger zeremoniell zugehen, sagt sich das Brautpaar gemeinsam zu einem passenden Termin bei den Brauteltern an. Kennen die Eltern des Bräutigams die zukünftige Schwiegertochter noch nicht, sollten auch sie kurz nach dem Treffen mit den Brauteltern besucht werden. Bei diesen herzlichen und vielleicht ersten Familienereignissen wird gemeinsam besprochen, wen man zu einer Verlobungsfeier einladen möchte, ob Karten verschickt werden oder eine Anzeige aufgegeben werden soll.
Auch hier lässt sich zwischen verschiedenen Formen wählen: Zur Auswahl steht eine gemeinsame Anzeige von Verlobten und Eltern, oder die Eltern und die Verlobten verschicken jeweils eine eigene Karte – das ist angebracht, wenn Eltern und Verlobte allzu verschiedene Freundes- und Bekanntschaftskreise haben oder aber die Verlobten verschicken eine Anzeige ganz nach ihrem eigenen Geschmack. Soll das Ereignis richtig gefeiert werden, gibt es auch hier wiederum viele Möglichkeiten: eine Feier im kleinen Kreis der Familie, gemeinsam mit Freunden oder eine Feier in größerem Rahmen mit Familie, Freunden und Bekannten. Eine elegante Lösung, wenn man sich für letztere entschieden hat, ist ein Empfang, bei dem sich Kollegen und Freunde, Bekannte und noch unbekannte Verwandte ungezwungen kennenlernen können. Damit alle Eingeladenen Zeit haben, sollte die Feier an einem Wochenende stattfinden, zur traditionellen Empfangszeit zwischen 11 und 13 Uhr.
Die Gäste werden mit einer Karte, auf der Zeit und Ort des Empfangs vermerkt sind, eingeladen und müssen nicht ausdrücklich Zusagen. Werden nicht allzu viele Gäste erwartet, öffnet das Brautpaar selbst die Türe. Ist die Gästeschar groß, übernimmt diese Aufgabe sinnvollerweise ein Helfer, der die Gäste hereinlässt, ihnen aus dem Mantel hilft, sie nach ihrem Namen fragt, damit er sie mit den anderen Gästen bekanntmachen kann. Zuerst werden aber die Verlobten begrüßt, die stehend die Glückwünsche, Blumen und Geschenke in Empfang nehmen – es sollten ein Tisch für die Geschenke und genügend Vasen bereitstehen. An-schließend begrüßt der Gast zuerst die Eltern der Braut und dann die des Bräutigams. Danach werden ihm Getränke und Häppchen angeboten.
Der Raum für den Stehempfang sollte großzügig sein und den Gästen Bewegungsspielraum für eine ungezwungene Konversation bieten. Für ältere Gäste ist an bequeme Sitzgelegenheiten in einer ruhigen Ecke des Raumes zu denken. Dem Gast sei empfohlen, in eleganter Garderobe zu erscheinen und nicht viel länger als eine halbe Stunde zu bleiben; auf jeden Fall sollte ein Empfang nicht über die angegebene Zeit hinaus ausgedehnt werden. Ein Verlobungsessen kann mittags oder abends stattfinden, in großem oder kleinem Kreis, in privater Umgebung oder in einem Restaurant, ganz nach den Vorstellungen der Verlobten. Traditionellerweise ist der Tisch in Weiß gedeckt und mit duftenden Blumen in zarten Farben geschmückt.
Das junge Paar sitzt in der Mitte der Tafel, der Vater des Bräutigams neben der zukünftigen Schwiegertochter und die Mutter der Braut neben dem Bräutigam. Nach dem Hauptgang hält der Brautvater eine kleine Rede, bei der er den Schwiegersohn und seine Eltern im Kreis der neuen Familie willkommen heißt. Der Bräutigam bedankt sich für dessen Worte. Nun ist die Gelegenheit gekommen, der Braut den Ring zu schenken, den sie fortan am linken Ringfinger tragen wird. Nach dem Dessert trinkt man noch ein Gläschen Sekt oder Champagner miteinander und lässt die gemeinsame Feier heiter und vergnügt zu einem Ende kommen. Die Verlobungsgeschenke packt das Brautpaar nicht in Gegenwart der Gäste aus. Damit es nicht zu Unklarheiten und Mißverständnissen kommt, sollten die Geschenke mit einem Kärtchen versehen sein, auf dem der Name des Schenkenden steht. Das Brautpaar sollte sich innerhalb von vier Wochen nach der Verlobung für Glückwünsche, Blumen und Geschenke bedanken. Dazu kann es gedruckte Dankkarten versenden; netter ist es, handschriftlich noch einen persönlichen Gruß hinzuzufügen oder die Karte von Hand zu schreiben.
Form & Farbe
Vor dem ersten Besuch bei der Auserwählten schickte der Verlobte ihr einen Strauß weißer Blumen; auch war es schicklich, der künftigen Schwiegermutter ein Bukett zu-kommen zu lassen. Am Ende des 19. Jahrhunderts wurde es – nach, arabischem Brauch – Mode, Blumen in Rottönen auszuwählen: zunächst zartrosafarbene, am Vorabend der Hochzeit purpurrote Blüten, als Sinnbild leidenschaftlicher Liebe. Allerdings fand diese neue Mode nicht überall ungeteilte Zustimmung, und in den maßgeblichen Anstands-büchern dieser Zeit galt sie als unschicklich und geschmacklos.