Hochzeitswagen, um den Bräutigam hingegen ranken sich nicht so viele abergläubische Vorstellungen wie um die Braut. Allerdings, so sagt man, soll es Unglück bringen, wenn er am Tag der Hochzeit den Hochzeitswagen oder die Hochzeitskutsche selbst lenkt. Am bekanntesten ist sicherlich das ihm
auferlegte Verbot, vor dem Hochzeitstag einen Blick auf ihr Brautkleid zu werfen. Und eine seiner wichtigsten Aufgaben ist es, die Frischangetraute über die Türschwelle in das neue, gemeinsame Heim zu tragen. Mit diesem alten Brauch sollen die Geister überlistet werden, die der jungen Braut an der Türschwelle auflauern und mit ins neue Heim eindringen wollen. Ein Relikt aus alten Zeiten, als die Braut geraubt und versteckt wurde, ist sicherlich die Tatsache, dass es lange Zeit die Aufgabe des Bräutigams war, die Hochzeitsreise zu planen. Er entschied, wohin die Reise gehen sollte, bereitete die Fahrt vor und sorgte für die Unterbringung. Bis zuletzt hielt der Bräutigam das Reiseziel geheim. Aristokratische Familien pflegten die Hochzeit in der Stadt zu feiern und das Brautpaar danach für einige Tage auf dem Landsitz der Familie unterzubringen.
Eine Reise in unbekannte Gefilde zu unternehmen, kam erst im 19. Jahrhundert in Mode, als Reisen durch neue Transportmöglichkeiten immer bequemer wurden. Nun reiste man nach Monte Carlo, oder in luxuriösen Zügen wie dem Orient-Express, oder – wie Oscar Wilde und seine Ehefrau Constance – vom Bahnhof Charing Cross aus im Train Bleu via Dover und Calais nach Paris. Dort mieteten sich die beiden übrigens in einer eleganten Suite im Hotel Wagram in der Rue de Rivoli für vier Wochen ein. Der Herzog von Windsor überraschte seine Frau, indem er ihr am Tag der Abreise eine goldene Puderdose von Cartier überreichte, in deren Deckel das Ziel der Reise mit kostbaren Steinen eingelegt war.