Die Gäste mit einem Hochzeitsbuffet zu verwöhnen, hat vielerlei für sich. So lässt sich die Auswahl an Speisen meistens vielfältiger gestalten als bei einem Menue mit festgelegter Speisenfolge, und jeder Gast kann sich aussuchen, was ihm schmeckt. Vegetarier, Liebhaber von Salaten, Gourmets mit einer
Vorliebe für Krusten- und Schalentiere, Freunde deftiger Fleischspeisen und der ländlichen Küche, Kenner exotischer Köstlichkeiten, Kinder – sie alle können bei so einem Hochzeitsbuffet auf ihren ganz besonderen Geschmack kommen. Außerdem lassen sich Hochzeitsbuffet als glanzvoller Blickpunkt eines Festsaales in Szene setzen. Man sollte einen Buffettisch als eine Bühne betrachten, auf der es eine opulente und verschwenderische, eine ländliche oder eine romantische Inszenierung zu gestalten gilt. Der Fantasie sind auch hier keine Grenzen gesetzt. Außerdem muss man sich auf diese Weise nicht den Kopf über eine perfekte Sitzordnung zerbrechen. Weist man den Gästen einzelne Tische zu und überlässt es ihnen, an welchem Platz sie dort sitzen möchten, so wird dies keineswegs als Vernachlässigung der Gastgeberpflichten aufgefasst. Es ist sogar denkbar, die Tafelrunde noch informeller zu gestalten und den Gästen die freie Wahl von Tisch und Tischnachbar zu lassen. Das Schöne an einem Hochzeitsbuffet ist, dass ein Fest auf diese Weise eine ganz eigene Dynamik entwickeln kann. Allerdings neigen viele Menschen dazu, sich zu Personen zu setzen, die sie bereits kennen.
Einer solchen Grüppchenbildung kann der kluge Gastgeber wiederum Vorbeugen, indem er eine Sitzordnung festlegt, nachdem er sich Gedanken darüber gemacht hat, wer zu wem passen könnte und wer sich einmal kennenlernen sollte. Und da bei einem Hochzeitsbuffet viel weniger Zeit für das Servieren der Speisen erforderlich ist, bleibt umso mehr Zeit für Gespräch und Tanz. Natürlich schließen sich ein Hochzeitsbuffet und ein Diner nicht grundsätzlich aus: So muss man die Vorspeisen nicht unbedingt auf dem Buffettisch servieren; vielmehr kann man sie in die Mitte der einzelnen Tische stellen. Auf diese Weise fördert man eine ruhigere Atmosphäre zu Beginn des Essens, da die Gäste wissen, wo sie sitzen, ohne mit ihren Tellern herumzuirren. Natürlich muss auch ein Hochzeitsbuffet von Personal oder Helfern betreut werden: Gebrauchte Teller müssen abgeräumt, neue Speisen aufgebaut oder leere Schüsseln aufgefüllt werden; auch auf gebrauchte Gläser und volle Aschenbecher ist zu achten. Vielleicht ist das Hochzeitsbuffet so angelegt, dass die Speisen vom Koch oder den Kellnern auf den Tellern angerichtet werden. Dennoch benötigt man für ein Hochzeitsbuffet weniger helfende Hände als für ein Menue, bei dem jeder Gang einzeln serviert wird und möglichst alle Gäste gleichzeitig ihr Essen erhalten sollen.
Die Tradition, an gedeckten Tischen von Tellern zu essen, existiert erst seit dem Barock. Damals nahm man Abschied von den bis dahin üblichen, meist wüsten Gelagen zuvor. Mit den neu entstehenden Tafelrunden begann das Zeitalter der großen Köche, der Erfindung schmackhafter Saucen und komponierter Gerichte. Man prunkte mit erlesenem Tafelservice, mit Servietten und Damast, und entwickelte für jeden Wein eine bestimmte Glasform, wie man sie heute noch kennt. Auch die Erfindung des Korkenziehers und die Sitte, Tische mit Blumen zu schmücken, datiert aus jener Zeit. Nach und nach entwickelten sich drei Formen des Services. Beim französischen Service besteht das Menue aus drei Hauptgängen. Nur die Vorspeisen und Zwischengerichte stehen auf der Tafel; die Hauptgerichte stehen auf Nebentischen und werden von der Dienerschaft gereicht. Beim russischen Service steht nur das Dessert schon von Beginn an auf der Tafel, alle anderen Gerichte werden serviert. Der altenglische Service besteht ebenfalls aus drei Haupt-gängen, aber alle Speisen eines Ganges befinden sich zugleich auf der Tafel, der erste bereits zu Beginn des Essens. Die Speisen werden nicht durch die Dienerschaft gereicht, sondern von den Gästen selbst weitergegeben. Außerdem gibt es Hochzeitsbuffets, von denen nach Aufforderung serviert wird. Alle drei Varianten haben ihre speziellen Vorzüge, die je nach Art des Hochzeitsfestes bedacht werden sollten.
Gäste mit köstlichen und raffinierten Speisen zu verwöhnen – diese Geste hat eine lange Tradition. An läßlich der Hochzeit von Jerome Bonaparte, dem jüngsten Bruder von Napoleon I., mit Friederike-Katharina von Württemberg im Jahr 1807 war der berühmte Koch Careme mit der Planung und Herstellung der Vorspeisen beauftragt. Er ließ 76 unterschiedliche Kreationen auftragen: Gänseleberpasteten, Hühnerfrikassee heiß-kalt mit Trüffeln, Seezungensalat, Salm in Beurre de Montpellier, Ragout vom Rebhuhn, Nierchen in Aspik, um nur einige zu nennen – und das war ja erst der Auftakt des Festessens.
Zur Hochzeit von Iwan dem Schrecklichen mit Anastasia Romanowna im Jahr 1547 servierte man Köstlichkeiten wie gebratenen Schwan, Safranhuhn, Hasenbraten mit Nudeln und Rüben sowie Bärenschinken. Beim Hochzeitsdiner des bekannten Feingeistes und Ästheten Boni de Castellane war jede Speise getarnt: In einer gekochten Kartoffel versteckte sich ein Kotelett, und was auf den ersten Blick aus sah wie ein Huhn, war zum Vergnügen der Gäste aus Gemüsepürree geformt. Keine Speise entsprach den Erwartungen, die man bei ihrem Anblick an sie stellte, und die Geschmacksnerven wurden aufs raffinierteste auf die Probe gestellt. Weniger aufwendig, aber darum nicht minder festlich, war das Hochzeitsdiner von Edward, Herzog von Windsor, und seiner Gemahlin Wallis Simpson im Jahre 1937: Gereicht wurden Hummer, Salat, Huhn mit Trüffel und zum Abschluss Erdbeeren, parfümiert mit Champagner.
Auf dem Lande bevorzugte man selbstverständlich eine andere Küche, ausgiebig getäfelt wurde jedoch auch hier. In Frankreich versammelten sich die Dorfbewohner im Hause der Familie der Braut, und meistens bekamen sie ein Essen vorgesetzt, das üppig genug war, um in die Annalen der Familie und des Ortes einzugehen. Und da die Gäste so zahlreich erwartet wurden, verbrachten die Frauen des Ortes mehrere Tage damit, alles zuzubereiten. Oftmals mussten sie mit den Kochtöpfen ins Freie ausweichen, da in der Küche zu wenig Platz für alle Vorbereitungen war. Hochzeitsfeste wurden so üppig gefeiert, dass sich die Gastgeber off an den Rand des Ruins brachten und die Sitte aufkam, Geschenke in Form von Naturalien beizusteuern: Wein, fette Gänse, Schinken und Käse waren beliebte Mitbringsel und wurden gerne auch schon vor dem Fest in Empfang genommen. War das Haus zu klein für alle Gäste, schmauste man im Freien: auf einem Dorfplatz, im Hof des Hauses – oder die mit Speisen und Getränken beladenen Tische standen im Schatten von Obstbäumen, Laubengängen oder Zelten.
In Deutschland überreichten die Gäste vor der Hochzeit Gebekörbe, die Mehl, Zucker, Butter und Schinken und oftmals auch ein lebendiges Huhn oder Eier enthielten. Allerdings musste der Bräutigam den Schenkenden dafür jeden Wunsch erfüllen: Singen, auf einem Bein hüpfen oder sich als Braut verkleiden. Spezielle Speisen als Vorboten einer glücklichen Ehe haben natürlich auf der ganzen Welt eine lange Tradition. In Indien etwa verzehrt das Brautpaar im neuen Heim eine mit Zaubersprüchen geweihte Suppe. In Franken essen die Brautleute vor dem Gang zur Kirche aus einem gemeinsamen Teller und wechseln die Löffel, die sie dann auch während der Trauung mit sich führen. In Italien reicht man dem Brautpaar Brot und Wein, in Deutschland Brot und Salz, um es in seinem neuen Haushalt willkommen zu heißen. Auch den Gästen serviert man zu Beginn der Mahlzeit ein Stück Brot, das traditionellerweise in die Hochzeitssuppe getunkt wird.
Hochzeitssuppen sollen dem jungvermählten Paar Kraft für die Ehe geben.
Es gibt die verschiedensten Variationen dieser meist deftigen Suppen: Im Norden Deutschlands besteht sie aus Brühe, Rindfleisch, vielen Eiern, guter Butter und Rosinen, im Süden ist es eine klare Brühe mit Fleischklößchen, Grießnocken oder Flädle. Eine weitere Variante der Hochzeitssuppe ist eine Geflügelsuppe, die aus Huhn, Taube oder anderem Geflügel zubereitet wird.
In England und Schottland muss sich der Gast die Suppe erkämpfen: Sobald sich das jungvermählte Paar nach der Trauung vor dem Kirchenportal küsst, beginnt ein Rennen, bei dem es darum geht, welcher Gast als erster am Ort der Feierlichkeiten ankommt. Dem Sieger kredenzt man zur Belohnung kail – eine heiße Brühe. Eine Hochzeitssuppe kann mit dem Menue einhergehen, als Mitternachtsstärkung serviert werden sowie im Rahmen einer traditionellen, mitternächtlichen Hüllenmahlzeit, einer üppigen Mahlzeit, mit der die bevorstehende Hochzeitsnacht gefeiert wird.
Römische Opulenz
Schon im alten Rom war ein opulentes Hochzeitsmahl aus vielen traditionellen Gerichten, das sich über viele Stunden hinzog, wichtiger Bestandteil eines Hochzeitsfestes. Dabei nahm die Verschwendungssucht solche Ausmaße an, dass Kaiser Augustus die Höhe der Ausgaben eigens durch ein Gesetz auf maximal 100 000 Sesterzen beschränkte.