Die traditionelle Hochzeitsgarderobe der Braut – Hochzeitsvorbereitungen Ideen

Weiße Brautkleider kamen im 18. Jahrhundert wieder in Mode. Pikanterweise waren es jene Damen, die sich, wie es zu dieser Zeit sowohl in Frankreich als auch in England modern war, aus Protest gegen die bis dahin üblichen, arrangierten Geldheiraten heimlich trauen ließen, die cremefarbene, weiße

und silberne Stoffe für ihre Garderobe wählten.

Die Französische Revolution beendete das Modediktat des königlichen Hofes, und auch die Kleiderordnung der bürgerlichen Gesellschaft verlor ihre Gültigkeit. Die neue Freiheit zeigte sich in der Chemisenmode, die die Vorliebe dieser Zeit für die römische Antike deutlich machte und mit ihren leichten, den Körper nicht beengenden Stoffen und Schnitten neue Bewegungsfreiheit signalisierte. Weiß wurde nun die beliebteste Farbe, und auch in napoleonischer Zeit blieb Frankreich in Sachen Mode tonangebend. Die ersten Brautkleider im neuen Stil entsprachen dem modischen Geschmack ihrer Zeit. Charakteristisch waren leichte Stoffe, tiefe Dekolletes, hohe Taillen, kurze Puffärmel und mit Myrtenranken ebenmäßig verzierte Rocksäume. Zu dieser Zeit kam auch der Brautschleier als wichtiges Braut-Accessoire in Mode.

Während der Zeit des Biedermeiers bestimmte das Bürgertum, was Mode wurde. Das so beliebte Weiß wich in der Damenmode zunächst pastellfarbenen Tönen. Später kamen kräftige Farben in Mode. Bei der Wahl ihres Hochzeitskleides orientierte sich die bürgerliche Braut allerdings immer noch an den Gewändern, die bei königlichen und kaiserlichen Vermählungen getragen wurden.

Die Robe, welche Königin Victoria bei ihrer Vermählung mit Prinz Albert von Sachsen-Gotha im Jahr 1840 trug, prägte für lange Zeit den Geschmack vieler englischer Bräute: Ihr Kleid aus weißem Spittalfield-Satin wurde von Volants und Einsätzen aus weißer Honi ton spitze geschmückt. Victoria war die erste englische Königin, die einen Schleier trug – allerdings war es ein kurzer, der ihr Gesicht frei ließ, so dass kein Zweifel an ihrer Person aufkommen konnte.
Die spanische Herzogin Eugenie de Montijo heiratete 1853 Napoleon III. und wurde zur Kaiserin von Frankreich. Auch ihr Hochzeitskleid wurde zum Vorbild vieler Brautgewänder und verkörperte aufs Schönste den Modegeschmack des Rokoko: weißer, horizontalgeraffter Samt, körperbetonter Schnitt, dezenter Ausschnitt, mit spanischen Spitzenrüschen verzierte Ärmel.

Nur ein Jahr später fand eine weitere Märchenhochzeit statt: die Vermählung der Prinzessin Elisabeth von Bayern mit Kaiser Franz Joseph I. von Österreich. Auch ihr Brautkleid war weiß, aus reinseidenem Duchesse mit einer langen Schleppe. Das Mieder war eng geschnitten und der Ausschnitt mädchenhaft züchtig. Ihre Haarpracht war kunstvoll zusammengesteckt und von einem weißen Spitzenschleier gekrönt, der bis zum Ende der Schleppe reichte. Von nun an hatte sich Weiß als Brautfarbe durchgesetzt. Durch die Erfindung der Nähmaschine und die Entwicklung maschineller Webtechniken konnten sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch solche Bräute nach der Mode kleiden und sich ein weißes Hochzeitskleid leisten, für die ein Schneider uner-schwinglich war.

In gehobenen Kreisen distanzierte man sich von diesem Trend. Man ließ die Hochzeitsgarderobe bei berühmten Couturiers in Paris anfertigen. Der Modeschöpfer Paul Poiret war der Grand Maitre der feinen Modewelt, seine Modelle der Inbegriff verschwenderischen Reichtums. Was in Paris der letzte Schrei war, das fand sich anderenorts auch in der Brautmode wieder: Goldspitzen, miteinander kombinierte Stoffe in verschiedenen Farbabstufungen, enge Mieder, der ausladende Cul de Paris – und aus gegebenem Anlass ein langer Schleier. Dem wohlhabenden Bräutigam war keine Raffinesse für seine Braut zu teuer. Aber auch die Braut hatte für diese Inszenierung weiblicher Schönheit einen Preis zu zahlen: Ihr Leben an seiner Seite war fortan allein ein repräsentatives.

Königlicher Kranz
Die königliche Hochzeit fand nicht, wie es sonst üblich war, zu später Abendstunde, sondern um 12 Uhr mittags statt. Victoria trug ein mit Orangenblüten besetztes, weißes Brautkleid. Ihre Frisur zierte ein üppiger Kranz, der ebenfalls aus blühenden Orangenzweigen geflochten war. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges spiegelten die Brautkleider das Lebensgefühl der Belle Epoque. Die lange Friedenszeit ließ den Wohlstand blühen, und unter dem allgegenwärtigen Einfluß des Jugendstils verwandelten sich die Hochzeitsgarderoben in Kunstwerke, in verschwenderische Kreationen aus kostbarer Spitze, knisternden Seidenstoffen und üppigen Stickereien.

Mit Beginn des Ersten Weltkrieges fand die Ara unbekümmerter Verschwendung ihr Ende. Während die Männer an den Fronten kämpften, waren die Frauen auf sich gestellt und verstärkt berufstätig. Ihrer veränderten gesellschaftlichen Rolle wurde auch in der Mode Rechnung getragen. Die Kleidung sollte vor allen Dingen praktisch sein, und die Brautmode wurde sachlicher: Man trug einfache gerade Schnitte ohne einengendes Korsett, zuweilen bereits kürzere Röcke, und auch vom jungfräulichen Weiß wurde hin und wieder Abstand genommen, wie blaue oder grüne Hochzeitskleider aus dieser Zeit beweisen. Die Stoffknappheit der Kriegsjahre machte erfinderisch: Hochzeitskleider aus Fallschirmseide waren keine Seltenheit, und sogar die knappgeschnittenen Uniformen der Kriegsdiensthelferinnen kamen in Mode.

Nach den beiden Weltkriegen wandte man sich von der militärisch-strengen Mode ab und einer weiblicheren Silhouette zu. Christian Diors New Look spielte mit einer schmalen Taille, enganliegenden Oberteilen und weiten Petticoatröcken. Auch die Brautmode hatte Romantisches zu bieten, gleichsam als sollte sie die Frauen, die aus dem Berufsleben ver- und an den heimischen Herd gedrängt wurden, mit dieser Entwicklung versöhnen. Die Braut trug nun wieder märchenhaft verspielte Kreationen aus raffinierten Materialien und einen langen Schleier.

Zu einem erneuten Wandel des Modegeschmacks kam es im Laufe der sechziger Jahre. Hippies, Drogen, politisches Engagement und der Einfluß asiatischer Weltvorstellungen – das sind die Schlagworte, mit denen sich das seinerzeit neue Lebensgefühl umreißen lässt. Mit ihnen veränderte sich die Einstellung zu Heirat und Ehe. Wenn man überhaupt noch heiratete, dann frei von inneren oder modischen Zwängen und gesellschaftlichen Konventionen: Blue Jeans, Second-Hand-Kleider, indische Gewänder, Miniröcke – alles war möglich!

In den siebziger Jahren wiederum spiegelte die Brautmode die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation. Der neue Konservatismus fand sein Pendant auch in der Brautmode: in romantischen und betont femininen Kleidern. Als die mittlerweile unter großer Anteilnahme verblichene Lady Diana Spencer 1981 den britischen Kronprinzen Charles ehelichte, trug sie zur prunkvollen Heiratszeremonie in der St. Pauls-Kathedrale ein romantisches Brautkleid mit weiten, halblangen Puffärmeln, einem züchtig-dezenten Ausschnitt mit Spitzenvolants, einem zarten weißen Schleier und einer langen Schleppe. Und wie schon bei Königin Victoria waren alle Materialien englischen Ursprungs, hatte ein englischer Couturier das Design des Kleides kreiert.

Auch heute noch gilt Weiß als die schönste Farbe für ein Brautkleid. Ob es verspielt romantisch, streng und klar, üppig oder schlicht, mit oder ohne Schleier, kurz oder lang, weit oder eng, wallend oder knapp sein soll, ob es nur am Hochzeitstag oder auch zu einem anderen festlichen Anlass getragen werden soll – all dies entscheidet die Braut von heute ganz nach ihrem persönlichen Stil. Wenn sie ganz sie selbst ist, wird sie schön und strahlend sein.