Die traditionelle Festtagsgarderobe des Bräutigams – Hochzeitsplanung Checkliste

Braut und Bräutigam sind der strahlende Mittelpunkt eines Hochzeitsfestes. Wie die Braut, die Garderobe des Bräutigams sollte auch besonders sein oder? Wie die Braut, so trägt auch der Bräutigam eine besondere Festtagsgarderobe, die sich von der Alltagsmode traditionsgemäß unterscheidet. Die historischen Vorbilder für seine Kleidung sind ausgesprochen beeindruckend: Ludwig XI. wählte in der Mitte

des 15. Jahrhunderts ein grau-blaues Samtgewand mit goldenen Mustern, und Heinrich IV., an dessen Hof man für gewöhnlich weniger Wert auf Kleidung und Körperpflege legte, trug bei seiner Vermählung mit Maria de Medici im Jahr 1600 dennoch ein luxuriöses, goldverziertes Seidengewand mit einem diamantenbesetzten Barett mit Reiherfeder. Ludwig XV. entschied sich anlässlich seiner Heirat mit Marie Leszcinska im Jahr 1725 für ein Brokatgewand und einen mit weißen Federn verzierten Hut.

Mit Beginn der Französischen Revolution wurde der schwarze Tuchrock, der Frack, zum Ehrenkleid des Bürgers erhoben; Samt und Seide überließ man verächtlich dem Adel, den Lakaien und den Anhängern des Hofes. Zur Hochzeit hellte man diese dunkle Garderobe mit diskret gemusterten Westen auf. Während der Napoleonischen Kriege, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, gab sich die Herrenmode betont militärisch; eine Uniform galt als schickliche Trauungsgarderobe. Gleichzeitig erreichte die Akzeptanz des bürgerlichen Tuchrocks, in England Frock genannt, ihren Höhepunkt. Im Gegensatz zu den meist hellen, leicht tailliert gearbeiteten Justaucorps-Jacken des 18. Jahrhunderts wurde er aus dunklem Wollstoff, mit stark nach oben gerückter Taille geschneidert. Der schwarze Frack wurde das wichtigste Kleidungsstück des Mannes, und auch Tolstoi trug den legendären Rock, kombiniert mit einer eleganten weißen Hemdbrust, zu seiner Hochzeit 1864 in Moskau. Im Jahr 1937 erschien der Herzog von Windsor bei seiner Heirat mit der Amerikanerin Wallis Simpson in einer Variante des Fracks, dem Cutaway, einem Gehrock mit schräg angeschnittenen Rockschößen zu grau-schwarz gestreifter Hose. Für diese elegante Garderobe, Frack und Cut, entscheidet sich der Bräutigam auch heute noch gern. Zeitgemäß wird ihm keine strenge Kleideretikette s auferlegt – das Spektrum festlicher Herrengarderobe ist groß.

Alles eine Frage des Stils
Für den berühmten Dandy George Bryan Brummei galt, dass ein Gentleman nur dann gut angezogen sei, wenn er nicht auffiel. Wahre Eleganz lag für ihn im guten Schnitt sowie in der Qualität der verarbeiteten Wollstoffe. Als Schmuck tolerierte er nur Uhr und Krawattennadel.
Zur eleganten Ballkleidung gehörten der Frack mit strahlend weißer Krawatte und Hemdbrust sowie Pumps, die so leicht wie Papier waren und täglich frisch lackiert wurden.

Der Cutaway ist kostümgeschichtlich der Nachfolger des Gehrocks. Der Cut, auch Morning Coat genannt, ist der Frack des Tages. Man trägt ihn bis 18 Uhr, sofern die Feierlichkeiten vor 15 Uhr begonnen haben. Typisch für diesen Herrenrock sind die vorn schräg zugeschnittenen Schöße. Zur Wahl stehen die Farben Schwarz, Anthrazit oder Silbergrau. Der Cut lässt sich zu einer Stresemannhose oder einer unischwarzen Hose tragen. Obligatorische Accessoires sind die zweireihige Weste in Perlgrau oder Beige, entsprechende Glacelederhandschuhe, zum weißen Hemd eine silbergraue Krawatte mit normalem Kragen oder ein dezent gemusterter Plastron mit Perlnadelschmuck zu einem Hemd mit Kläppchenkragen und Umschlagmanschetten, ein schwarzer oder silbergrauer Zylinder und elegante schwarze Schuhe. In Amerika und England entscheidet sich der Bräutigam wie auch die Gäste traditionell für einen Cut mit Plastron.

Der Stresemann wird als kleiner Festanzug hinter dem Cut eingestuft. Und wie dieser wird auch er nur am Vormittag respektive bis 18 Uhr getragen. Er gehört zu den wenigen Kleidungsstücken deutschen Ursprungs. Sein Name geht auf den Politiker Gustav Stresemann (1878-1929) zurück. Er soll den Anzug erstmals als Außenminister anlässlich der Locarno-Verträge 1925 getragen haben. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Stresemann häufig in diplomatischen Kreisen und bei Staatsempfängen getragen; im Volksmund hieß er in den Fünfzigern daher auch Bonner Anzug. Er besteht aus einer schwarz-grauweiß gestreiften Hose ohne Aufschlag und wird mit einem grauen oder schwarzen einreihigen Jackett kombiniert. Accessoires: graue oder schwarze Weste, weißes Hemd, silbergraue oder dezent gemusterte Krawatte, schlichte schwarze Schnürschuhe.

Der Frack empfiehlt sich ausschließlich als Abendanzug. Die Aufforderung zum Frack wird auf der Einladung mit den Worten White Tie ausgesprochen. Der taillenkurze schwarze Frackrock mit seinen langen Schößen wird stets offen getragen, die Knopfreihen sind trapezförmig angeordnet, das spitze Revers ist mit Seidensatin besetzt. Die Hose ohne Aufschlag ist seitlich mit doppelten Seidengalons verziert. Zu den klassischen, blütenweißen Accessoires gehören die tiefausgeschnittene Weste aus weißem Pikee mit langem, schmalem Revers, der Querbinder aus Pikee, das Frackhemd mit steifer Hemdbrust aus Waffelpikee mit Klappkragen und steifen Manschetten, die mit Manschettenknöpfen zu schließen sind. Zum Frack trägt der Herr schwarze Kniestrümpfe und schwarze Lackschuhe. Als Hut kommt nur der Zylinder in Frage.

Der Smoking, sonst auch Diner- oder Evening Jackett und in Amerika Tuxedo genannt, ist strenggenommen abendlichen Feierlichkeiten Vorbehalten. Am Tage sind beide der Gipfel der Unkultur. Eine Tatsache, die nicht oft genug angesprochen werden kann. Hochzeiten, Denkmalsenthüllungen, Eröffnungsfeiern, Gott weiß was noch – sind keine Entschuldigung. Ein Smoking bei Tage ist genauso, wie etwa gelbe Stiefel dazu, oder ein Zylinder, oder eine weiße Krawatte. Diesem Imperativ mag 1913, als er dem Gentleman in einem Herrenbrevier auferlegt wurde, noch Folge geleistet worden sein. Heute setzt der Smoking sich aus Anlass einer Trauung jedoch auch am Vormittag durch. In Einladungsschreiben wird er mit den Worten Black tie erwünscht. Der Smoking geht auf die viktorianische Zeit zurück. Damals wurde er ausschließlich im privaten Kreis als das Gewand der vier Wände toleriert. Um ihre Damen nicht durch den anhaftenden Zigarrendunst zu belästigen, vertauschten die englischen Gentlemen nach dem Dinner für eine halbe Stunde den Frack mit der Rauchjacke. Mit dieser Erläuterung sprach sich das Herrenbrevier für den Frack als alleinigen Abenddress aus.

In die amerikanische Gesellschaft soll der Smoking 1886 Einzug gehalten haben: Ein junger Amerikaner erschien zum Herbstball des vornehmen New Yorker Golfclubs Tuxedo in einem Sakko mit satinbesetzten Revers zu weißem Hemd und schwarzer Schleife, roter Weste und einer Hose mit seitlichem Bortenbesatz. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts war das Smokingjackett einreihig und besaß einen Schalkragen. Als passende Kopfbedeckung galt die Melone. In den zwanziger Jahren wurde es Mode, zum Smoking einen Chapeau Claque zu tragen. Das Jackett wurde zweireihig und mit spitzem Revers geschneidert. Heute steht der klassische Smoking sowohl mit einem einreihigen wie auch mit einem zweireihigen schwarzen Sakko zur Verfügung.

Das Revers ist mit Seidensatin besetzt, der auch Seidenspiegel genannt wird. Die schwarze Tuchhose besitzt keinen Aufschlag, jedoch Seidengalons an den seitlichen Hosennähten. Accessoires: ein weißes Hemd mit verdeckter Knopfleiste und Doppelmanschetten, die mit flachen, silbernen Manschettenknöpfen geschlossen werden, wahlweise eine schwarze Weste aus Satin oder ein Kummerbund, schwarzseidener Querbinder, schwarze Strümpfe und schwarze Schuhe. Abweichungen von dieser klassischen Kombination sind heute durchaus erlaubt: Fantasievolle Kragen, Taschenpaspeln und gedeckte Farben sind ebenso zu finden wie farbenfrohe Westen, Schleifen, Plastrons oder Kummerbunde. Anlässlich einer Trauung am Vormittag kann man sich auch für ein weißes Jackett in Kombination mit einer Smokinghose entscheiden. In diesem Fall verbietet sich jedoch der Querbinder.

Der Kummerbund ist eine breite, in Falten gelegte Leibbinde, die klassischerweise alternativ zu einer Weste mit dem Smoking einhergeht. Er entstand zur Zeit der englischen Kolonialherrschaft in Indien. Im warmen Klima empfanden britische Kaufleute und Offiziere die obligatorische Weste zum Smoking als zu warm. Daher übernahmen sie die Sitte der Inder, ein Camarband, englisch cummerbund, zu tragen. Ende des 19. Jahrhunderts wurde er sogar Bestandteil der Kleiderordnung für die Kolonialarmee. Mit der Rückkehr nach England fand der Kummerbund Eingang in die offizielle Abendgarderobe: Er wurde nun allerdings nicht mehr gebunden, sondern in ein- bis anderthalb Zentimeter breite, glatte, nach oben offene Falten gelegt und mit Metallhaken verschlossen. Aus schwarzem Satin zum Smoking getragen, rundet er die klassische Abendgarderobe des schmucken Bräutigams aufs Eleganteste ab.

Der Spenzer wurde im 18. Jahrhundert als Bestandteil der bürgerlichen Garderobe über dem Frack getragen. Heute macht er solo eine elegante Figur. Zur Spenzerjacke, die hüftkurz mit kleinem Schoß geschneidert wird und sich farblich nach dem persönlichen Geschmack des Trägers richtet, trägt man eine dunkle Hose in aktueller Form, ein weißes Hemd mit Kläppchenkragen, einen farbigen Querbinder mit passendem Einstecktuch sowie eine farbige Weste oder einen Kummerbund. Der Spenzer verdankt sich angeblich einem Malheur: Einst soll der Earl of Spencer zu nahe am offenen Kamin gesessen haben, wodurch seine langen Frackschöße in Brand gerieten. Er schnitt die angesengten Stoffenden ab – und machte auf diese Weise Schule. Klassisch-elegant ist auch ein dunkler Anzug, stilvoll kombiniert mit blütenweißem Hemd, Fliege oder Krawatte, passender Weste oder Kummer-bund. Steigern lässt sich dies durch ein Einstecktuch.

Krawatten, Querbinder und Plastrons haben ebenfalls eine lange Tradition in der eleganten Herrengarderobe. Die Krawatte entstand im 17. Jahrhundert, als die Männer ihre Haare immer länger trugen und die großen Spitzenkragen immer kleiner wurden, bis von ihnen schließlich – vergleichbar den Beffchen protestantischer Geistlicher – nur noch zwei in Falten gelegte Stoffstreifen übrigblieben, die später zum Halstuch geschlungen wurden, bis sie schließlich die Form der Krawatte unserer Tage annahmen. Der Begriff ist dem französischen cravatte entlehnt und bedeutet Kroatentuch. Wie der Binder selbst, datiert auch der Begriff aus dem 17. Jahrhundert, als die Halstücher eines in französischem Sold stehenden kroatischen Regiments in Mode kamen.

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde die Krawatte als das einzige Kleidungsstück betrachtet, das geeignet war, das zurückhaltende Dunkel der Herrenbekleidung geschmackvoll mit Farben und Mustern zu bereichern. Schwarze Krawatten, wie sie zu einem schwarzen Cutaway getragen wurden, schmückte man dezent mit einer weißen oder grauen Perle als Schlips-nadel. Damals wie heute galt das Binden der Krawatte als eine besondere Kunst, die gerne auch einem Kammerdiener, angenehmer noch den zarten Händen einer Frau überlassen wurde. An die üppige Halstuchmode der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erinnert nur noch der Plastron, ein breites, sorgfältig arrangiertes und mit einer Nadel gehaltenes Tuch, der heute zum Cut getragen wird.

Die Weste ist eines der ältesten Kleidungsstücke überhaupt. Als ärmelloses, mit einem Gürtel zusammengehaltenes Wams aus Fell oder Leder schützte sie die Steinzeitmenschen vor Kälte. Als praktisches, wollenenes Untergewand wärmte sie die Ritter in ihren schweren Eisenrüstungen. Der Begriff Weste entstand aber erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts, als sich aus dem weiten formlosen Herrenrock ein Justau- corps entwickelte, ein enganliegender, taillierter Rock. Unter diesem Kleidungsstück wurde das veredelte Wams getragen, la veste, tailliert und lang wie der Überrock und aus dem gleichen Stoff geschneidert. Ihren heutigen Schnitt erhielt die Weste allerdings erst im 18. Jahrhundert, als sie, mit allem nur erdenklichen Luxus ausgestattet, neben der Krawatte zum favorisierten Kleidungsstück der damaligen Modehelden avancierte, die oftmals mehr als fünfzig oder sechzig dieser recht kostspieligen Kleidungsstücke besaßen. Lange Zeit spielte die Weste dann bei festlichen Gelegenheiten eine eher bescheidene Nebenrolle. Die Weste zum Frack einmal ausgenommen, war sie zu Beginn des 20. Jahrhunderts geradezu in Verruf gekommen. Man distanzierte sich von den bunten, blumigen Westen der unmittelbaren Vergangenheit und entschied sich für Crepehemden mit weichem Kragen und einen Ledergürtel.

Erst in den fünfziger Jahren kam die Weste wieder in Mode. Heute ist sie in elegantem Schnitt und erlesenen Materialien wie Samt, Seide und gemusterten Brokatstoffen eines der beliebtesten Accessoires der eleganten Festgarderobe.

Höhepunkt der Eleganz
Zum Frack trug der elegante Herr weiße Handschuhe. Natürlich ließ man diese Handschuhe im England des 19. Jahrhunderts auf Maß anfertigen und bei zwei Firmen arbeiten. Die eine lieferte den Handschuh bis auf den Daumen, letzteren setzte die zweite Firma ein, da sie darauf spezialisiert war, ihn mit letzter Perfektion zuzuschneiden und einzupassen.